Mal was anderes: International Ghent May Regatta

Nachdem das nun nichts geworden war mit der EM (weil nur für olympische Bootsklassen und da bin ich ja bekanntermaßen nicht dabei) wurde Markus beim Suchen nach einer "Ersatzdroge" in Belgien, genauer gesagt in Gent, fündig. Dort fand am Wochenende - zeitlgleich zur EM - eine Internationale Regatta statt. Dazu wiederum gleichzeitig gab's dann auch noch die Regatta in Bremen, wo Markus mit Jasper hinfuhr, so dass ich mich "ganz alleine" auf den Weg nach Gent machte.
Allein bin ich natürlich nicht gefahren - Carstens schwere Männer, mit denen ich vor zwei Jahren schon mal Langlaufen war, haben mich freundlicherweise mitgenommen. So stieg ich um kurz nach 10 bei strahlendem Sonnenschein zu Struppi in den Bus und übernahm in den nächsten sechs Stunden die "ehrenvolle" Aufgabe der Navigatorin - denn anders als ihm das die Trainer erzählt hatten konnte ich ihn beim fahren ja nicht ablösen (der Führerschein ist noch in Arbeit...) Auch das mit dem Navigieren hatte ich noch nicht so raus, denn bei der Suche nach der Angabe, wo wir mit unserer Karte tanken dürfen, habe ich gleich mal verpasst, Struppi zu sagen, dass er nach Bremen abbiegen soll und wir mussten an der nächsten Ausfahrt umdrehen.
Nach ein paar Stunden Fahrt, irgendwo im Ruhrgebiet, tauchte dann diese seltsame Kontrolleuchte auf, die wir beide nicht kannten... Also: Handbuch aufschlagen... oh, Struppi, ist die rot? Dann geht der Motor nicht mehr an, wenn wir ihn einmal aushaben. (Und Struppi musste sich erstmal wieder dran gewöhnen, nicht Automatik zu fahren...). Zum Glück war sie dann doch nur Gelb. Trotzdem entschlossen wir uns beim Tanken dann doch vorsichtshalber einen Kanister AdBlue nachzufüllen. Plopp- Rollrollroll... verdammt! Das war der Deckel... wo ist der hingerollt, Jungs? Nach einigem Suchen haben wir ihn dann zum Glück drei Autos weiter doch wiedergefunden.
Nachdem wir erleichtert festgestellt hatten, dass mein Handy auch im Ausland (ohne Internet) noch den Weg weiß und das Gerät auch schon zwei Powerbanks leergenuckelt hatte ist es dann kurz vor Schluss doch noch abgestürzt und wir mussten den Weg zur Regattabahn selbst suchen.

Die Watersportbaan in Gent ist mit Sicherheit die allerkleinste 2000m-Regattabahn, die ich bisher erlebt habe - die Strecke ist künstlich angelegt - also ein großer Betonpool - und hat nur fünf Bahnen für die Rennen und eine zum Hochfahren zum Start. Durch die Betonwände ringsrum hat natürlich auch keine Welle auch nur näherungsweise die Chance, sich irgendwo totzulaufen, so dass bei ordentlich Betrieb auf der Strecke das Wasser auch ganz schön kabbelig wird. Um dieses Problem nicht noch zusätzlich zu verschärfen, hat man sich in Gent dazu entschieden, die Schiedsrichter nicht auch noch auf der Strecke rumfahren zu lassen. Die dürfen stattdessen nebenherfahren - im Fiat 500.

Nachdem wir eine Runde gerudert waren und unsere Hotelzimmer bezogen hatten ging's dann zum Edel-Italiener (mehr aus Unwissenheit denn aus Absicht). Leider war der so edel, dass man von den stilvoll arrangierten Frischkäse-Spinat-Ravioli selbst als Leichtgewicht nicht so recht satt werden konnte. Zum Glück konnte Frieda mir noch mit einem Stückchen Kuchen aushelfen bevor wir uns unter unsere gemeinsame Bettdecke kuschelten.

Merke fürs nächste Mal: Waage im Powerzaal!
Am Samstag hieß es dann: Früh aufstehen, eine Runde wachrudern gehen und dann die Waage suchen... ach ja, und wo gibt's hier die Startnummern? Wenn man keinen Trainer dabei hat muss man sich plötzlich um alles selbst kümmern. Na ja, jedenfalls hab ich's trotzdem pünktlich, verwogen und mit der richtigen Startnummer aufs Wasser geschafft.

Nachdem ich nach einem relativ lahmen Start schon gut vorneweg fuhr, konzentrierte ich mich den Rest der Strecke darauf, dem heftigen Gegenwind einen technisch möglichst sauberen Schlag entgegenzustemmen und kam mit etwa 20s Vorsprung ins Ziel. Inwischen war auch die Sonne aufgewacht und ich war froh, dass das Hotel zu Fuß zu erreichen war, so dass ich in den sechs Stunden zwischen Vorlauf und Finale nochmal ein bisschen aus der Hitze rauskam.
Zum Endlauf war der Wind dann etwas weniger geworden und ich konnte mich ordentlich mit Leo Pieper matchen, die mich ganz ordentlich ärgerte, bis ich ihr dann doch irgendwann entkam - Sieg am Samstag, die erste Medaille dieser Saison!
Siegerehrung am Samstag (Foto:Koninklijke Roeivereniging Sport Gent V.Z.W)
Am Sonntag sollte der Vorlauf dann noch früher stattfinden, was für mich bedeutete, dass ich zwischen sechs und sieben Uhr morgens auf die Waage musste. Damit nicht meinentwegen einer der Trainer zu nachtschlafender Zeit aufstehen musste, verzichtete ich darauf, vorher nochmal Rudern zu gehen und schlug um halb sieben gemeinsam mit gefühlt allen anderen Leichtgewichten egal welchen Geschlechts und Alters im Wiegeraum auf.
Weil ich mich nicht hatte wachrudern können ging ich dann schon sehr früh, etwa eine Stunde vor dem Vorlauf, raus aufs Wasser und wurde prompt verwechselt: An der Mitte der Strecke sind Schiedsrichter positioniert, die schon mal schauen, ob auch alle gemeldeten Boote zum Start fahren, so dass man weiß, ob es sich lohnt zu warten, wenn am Start ein Boot fehlt. Die haben mich jedenfalls nicht als leichten A-Fraueneiner wahrgenommen, so dass ich am Start mit den Worten "1000m told me you must have come to the start by helicopter." begrüßt wurde.
Auch am Sonntag war der Vorlauf eher unspannend, mit einem lockeren ersten Platz konnte ich mich fürs Finale qualifizieren. Danach lief ich mit Steffi zusammen nochmal ins Hotel, um vernünftig und gemütlich zu frühstücken und wenigstens ein paar WM-Finals zu gucken. So sahen wir Anja auf einem winddurchwühlten Beetzsee Europameisterin werden.

Auch bei uns war es noch windiger geworden. Nachdem ich das Thema unterschätzt und meine Skulls nicht noch kürzer gestellt hatte, kam ich am Start nicht so recht los und hatte keine Chance mehr, die seelenruhig vornewegdampfende Leonie noch irgendwie einzuholen.
Anders als am Samstag gab es am Sonntag keine Siegerehrung, sondern man konnte sich die Medaillen im Clubhaus abholen. Auch anstehen für eine Medaille war für mich ein absolutes Novum. Aber ich hatte ja Zeit.... die Jungs waren erst am Nachmittag dran, so dass wir frühestens um halb sechs würden aufbrechen können. Meine Rettung bis dahin: Das Speculous-Eis vom fliegenden Eismann und ein schattiges Plätzchen unterm Baum.







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