Aegon Koninklijke Holland Beker Regatta

Die Bosbaan.
"Vom Gefühl her ist die Saison irgendwie schon gelaufen."
Markus' Worte drücken so in etwa das aus, wie es sich für mich anfühlt in der Woche vor Ratzeburg: Die Ranglisten sind längst vorbei, die Viererbesetzung noch völlig unklar und es ist keine Regatta in Sicht. Vielleicht der World Cup in Luzern...
Zum Glück hat Katrins Trainer die rettende Idee: die Holland Beker Regatta.
Diese geschichtsträchtige Internationale Regatta (es gibt sie seit 1886) wird ende Juni auf der Bosbaan in Amstelveen ausgetragen, also dort, wo wir Ende August auch zu den Weltmeisterschaften antreten. Klar, dass Katrin und ich nach einem sonnigen und intensiven Trainingswochenende in Frankfurt Boot und Skulls einpacken und uns frohen Mutes auf nach Amsterdam machen, um unsere internationale Klasse unter Beweis zu stellen.

Auf dem Weg nach Amsterdam erreicht uns die frohe Kunde: man hat sich inzwischen entschieden in den anderen Vereinen und im Deutschen Ruderverband: die Viererbesetzung für die Weltmeisterschaft steht. Der wichtigste Teil der Nachricht: Katrin ist dabei! Dazu kommen noch Wiebke, mit der ich diese Saison ja schon im Boot saß, und Leonie aus Saarbrücken.

Die Holland Beker Regatta findet wie gesagt schon sehr lange statt, und wenn man in der passenden Bootsklasse an den Start geht, gibt es da auch sehr krasse Pokale und Preisgelder zu gewinnen. Das führt dazu, dass sehr viele Nationen vertreten sind - die üblichen Verdächtigen Deutschland, Niederlande, England, China und die USA zum Beispiel, aber auch Uganda, Indonesien und Angola.

Irene auf dem Weg zu ihrem Vorlauf.
Auch der Austragungsort, die Bosbaan, hat es in sich: die Strecke ist komplett künstlich angelegt, ist exakt rechteckig und ähnelt daher einem viel zu groß geratenen Schwimmbad. Wie bei fast allen künstlichen Strecken haben sich die Macher was gedacht und die Strecke in die Hauptwindrichtung gedreht, was uns einen konstanten Schiebesturm über das gesamte Wochenende garantiert. Einen einzigen Nachteil hat die Bahn aber: es ist genau Platz für 8 Bahnen, so dass kaum Platz zum Ein- und Ausfahren und schon gar nicht zum Trainieren während der Regattazeiten ist. Deshalb wärmen wir uns morgens im Fitnessraum des Hotels auf anstatt nochmal eine Runde Zweier zu fahren. Anschließend das obligatorische Wiegen, Frühstücken und dann kann der "wedstrijd" beginnen:

Im Vorlauf am Samstag treffen wir auf zwei Niederländische Boote, Mexiko, China und Indonesien. Dritter müssen wir werden um uns fürs Finale zu qualifizieren. Ich bin etwas nervös, weil die Boosban mit einem gelben Albanosystem ausgestattet ist, dessen Bojen sich vor dem grauen Wasser nur sehr schlecht erkennen lassen. Und wir fahren doch sowieso schon immer nach Backbord... Ich schaue also das ganze Rennen brav nach hinten raus und halte das Boot in der Spur. Im Ziel muss ich Katrin erstmal fragen, auf welchem Platz wir denn nun gelandet sind. Es ist der zweite, mit knapp 6 sekunden Rückstand auf China. "Aber das mit dem nicht rausgucken war gut. Das solltest du beibehalten."
Ich tue wie mir geheißen. Irene testet unterdessen eine weitere Absonderlichkeit der Bosbaan aus: den "moving Grandstand". Das ist ein LKW, auf dessen Ladefläche eine Tribüne montiert ist, und mit dem man neben den Finalrennen herfahren kann. Irene ist begeistert davon, entspannt im Wechsel gucken und fotografieren zu können ("Nur die Fahrt zum Start war etwas seltsam. Man guckt dann ja die ganze Zeit in den Wald.")
Der "moving grandstand" und das Trainerpeloton beim Achterrennen.
Im Finale sind wir vom Start weg sehr schnell, lassen uns aber leider im Mittelteil von den Chinesinnen abhängen. Obwohl wir die letzten 500m das schnellste Boot im Feld sind wird es am Ende Platz 2, mit 2,36s Rückstand. Ist aber auch keine Schande, die Chinesinnen haben auf dem Weltcup in Aiguebelette immerhin Platz 6 belegt.

Für den Sonntag ist leider Regen angesagt, der zu unserem Glück aber dann doch recht warm und trocken ausfällt. Katrin fährt zusätzlich zum Doppelzweier auch noch den Vorlauf des leichten Einers, weil sie zu den deutschen Meisterschaften krank war und gerne nochmal wissen möchte, wie schnell sie eigentlich so ganz alleine rudert. Die Antwort: 08:07.27min. Damit wäre sie fürs Finale qualifiziert wenn sie es denn fahren würde (4 Rennen am Tag sind dann doch zuviel...) Und so springt sie direkt aus dem Einer rüber in den Zweier, wir fahren hoch zum Start und einen entspannten Vorlauf, nach dem ich mich dann auch endlich halbwegs aufgewärmt fühle. Das Finale läuft ähnlich ab wie Tags zuvor, Platz 2 hinter China, Rückstand dieses Mal 2,29s.

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