Eine Woche voller Abschiede

Plötzlich ist es nur noch eine Woche. Am Sonntag fange ich an, Dinge das letzte mal zu tun. Als ich die Sonne über der Sierra de Guadarrama aufgehen sehe, und als ich drei Stunden später das letzte mal in Valmayor anlege, wird mir bewusst, dass es jetzt aufs Ende zugeht.

Die Thesis ist noch immer nicht fertig, bis Donnerstag sitze ich jeden Nachmittag zu Hause und schreibe. Wenn nach einigen Stunden der Kopf dann endgültig leer ist, und mich nichts mehr auf dem Stuhl hält, gehe ich schwimmen. Und schwimme so schnell und so lang bis meine Nachbarn sagen, sie werden schon vom zuschauen völlig ausgepowert. Am Mittwoch regnet es, und Christian lässt mich nicht ins Wasser. Ich gehe abends um halb neun bei Gewitter joggen. Es nieselt. Ich genieße jeden Tropfen. Ich jogge schneller als ich gewohnt bin. Egal, der Kopf soll frei werden.

Ich arbeite wie eine Maschine, probiere noch möglichst viel aus, dass das Projekt noch fertig wird. Paco testet meine Macros. Er macht zuverlässig alle Fehler, die man machen kann.

Am Donnerstag fahre ich das letzte mal an den Manzanares. Diesen Monat ist Wasser drin, ich kann die ganzen 1100m nutzen. Aber ich habe noch Muskelkater vom joggen. Ich verabschiede mich von Lorena und bedauere, dass Félix nicht da ist. Weiter gehts. Abschiedskuchen backen. Rechtschreibfehler suchen. Ein letztes Mal kompilieren. Punkt.

 Freitag. Ich bin unendlich langsam. Traurig. Mir tut alles weh. Die Thesis ist zur Druckerei geschickt. Wir kopieren die 93GB an Daten, die ich in den letzten 13 Wochen fabriziert habe. Feedback. Ich möchte nicht gehen, Paco möchte nicht, dass ich gehe. Nutzlos.

Eine unglaublich intensive und schöne Zeit geht zu Ende. Eine Zeit in der ich viele Menschen kennengelernt habe. Menschen, die mich mit offenen Armen empfangen habe, denen man anmerkt, dass sie mich wertschätzen.

"Si quieres volver, tienes casa aquí." Um alle Einladungen zu nutzen, muss ich wohl öfters wiederkommen.

Morgen geht der Flieger zurück nach Hamburg. Zwei Wochen Urlaub, und dann? Ein konkretes Stellenangebot habe ich noch nicht. Es bleibt die Hoffnung. Und die Erinnerung an einen wundervollen Sommer.

Adiós, Madrid!



Judith trainiert... gegen das Sommerloch

Airbus Operations S.L, 7 Uhr. Seit einer Woche muss ich mich morgens nicht mehr zwischen all den Bussen durchschlängeln, die die knapp 3000-Köpfige Belegschaft zur Arbeit bringen. Im Büro angekommen muss ich erstmal das Licht anmachen, die anderen beiden Übriggebliebenen kommen ein paar Minuten später.
Es ist Urlaubszeit in Madrid.
Nachmittags geht es nicht wie gewohnt an den Rio Manzanares, denn auch Félix ist an die Küste gefahren und das Bootshaus bleibt geschlossen.
Zum Rudern bleibt mir entsprechend nur der Stausee in Valmayor, wo ich nun glegentlich auch unter der Woche hinfahre.
Ansonsten nutze ich die Zeit am Nachmittag, um mich dem nervigen Teil meiner Arbeit zu widmen: Neben der praktischen Forschung muss ja auch noch eine Thesis verfasst werden. In meinem Hirn hat sich inzwischen ein großes Knäuel mitenander vernezter Informationen in drei Sprachen gebildet. Die Kunst ist jetzt, den ganzen Krempel geordnet und auf Englisch zu Papier zu bekommen.
Die am besten geeignete Form für die Thesis wäre meiner Meinung nach ja eine begehbare Kunstinstallation, oder eines dieser Abenteuerbücher (wenn du wissen möchtest, warum dieser Ansatz nicht funktioniert hat, lies weiter auf Seite 17. Möchtest du stattdessen wissen, was wir noch alles ausprobiert haben, lies weiter auf Seite 25.) Leider stehen diese Optionen von Seiten der Hochschule nicht zur Debatte.

Um mich ein bisschen aufzumuntern, schaue ich gelegentlich, was die anderen so tun: Konstantin, den ich noch von der U23-WM letztes Jahr kenne, und sein Zweierpartner Lars starten Ende August bei der WM in Südkorea. Die beiden sind gerade fleißig dabei likes und follower zu sammeln. Ich drücke jedenfalls alle verfügbaren Daumen!

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