Judith trainiert... in Saarbrücken

Aufgrund meines guten Langstreckenergebnisses hat mich der Bundestrainer für leichte Frauen mitte Dezember zum Lehrgang nach Saarbrücken eingeladen. Insgesamt waren wir 10 Frauen, 5 A- und 5 B-Seniorinnen.

Saarbrücken ist als Bundesstützpunkt zuständig für den gesamten leichten Frauenbereich und zeichnet sich durch eine extrem hohe Verzahnung zwischen Universität und Olympiastützpunkt aus. Ein bisschen neidisch bin ich schon auf Olympionikin Anja Noske, die quasi morgens aus dem Bett in den Kraftraum fällt. Nochmal umfallen, und schon im Hörsaal. Von dort zum Ruderverein sind es mit dem Fahrrad 15 Minuten.


Am Freitag ging es erstmal mit der Pflicht los: vormittags Stufentest, nachmittags 2000m- Maximaltest auf dem Ergometer. Beides absolut nicht mein Fall, leider war auch das Ergebnis nicht sonderlich berauschend. Ich war schon mal 6 Sekunden schneller, und auch damals war das noch keine völlig überragende Zeit. aber der Winter ist gottseidank noch lang und es ist zu erwarten dass mir im Januar weniger platte Reifen, Orkane und Weihnachtsfeiern dazwischenkommen.

Abends waren wir mit der gesamten Gruppe noch auf dem Saarbrücker Weihnachtsmarkt. Es ist total toll, mal etwas anderes zu tun als abwechselnd gegeneinander oder zusammen zu rudern - inzwischen erkenne ich die Mädels auch am Gesicht und nicht nur am Einteiler...

Samstag und Sonntag folgte dann die Kür - ab ins Boot. In unterschiedlichsten Kombinationen - auch A- und B-Seniorinnen gemischt - kurvten wir im Doppelzweier und -vierer über die Saar. Großbootfahren ist was tolles!
Prinzipiell funktioniert am Anfang fast nichts und man ist noch mehr am raten was die vor einem da tut. Erstaunlich schnell sind wir dieses Wochenende aber zu dem Punkt gekommen, wo man einfach mitrudert ohne darüber nachdenken zu müssen, was man als nächstes tun muss und es unter dem Boot anfängt zu rauschen und zu gluckern.




Advent, Advent, der Muskel brennt... (Langstrecke Dortmund)


Zu den Freuden der kälteren Jahreszeit gehört bekanntlich, sich mit einer Tasse Kakao ins warme Bett zu kuscheln, sich möglichst wenig zu bewegen und den Bikinifigur-Diätwahn ins nächste Frühjahr zu verbannen.

Leider kennt der Cheftrainer keinen Spaß.

Also werden die Sportler des Bundeskaders und die, die es noch werden wollen erst auf die Waage gestellt und dann ins Boot gesteckt, um ihren Hintern nicht nur hoch- sondern auch möglichst schnell vorwärts zu bekommen. Langstreckentest nennt man sowas dann, denn überflüssigerweise ist die Distanz mit 6000m auch noch dreimal so lang wie normalerweise.

Am Samstag ging es erstmal los mit einer Showeinlage der Vereinigung Durch Langsames Retten Gestorben (DLRG) und der ortsansässigen Feuerwehr, die eindrucksvoll bewiesen, wie man ein Motorboot absaufen lässt und anschließend umständlich wieder an Land hievt.

Dann war auch ich irgendwann dran. Am Start war das Wasser irgendwie ein bisschen kabbelig, die ersten 1000m ein entsprechendes rumgeieier meinerseits. Der Kommentar vom Ufer "weiter so!" Und ich denk nur so: "meint er das jetzt ernst??"
Irgendwann hatte ich mich dann so zurechtgerüttelt und konnte auch mal mit schnell rudern anfangen. Hat Markus dann doch auch besser gefallen und war auch schneller so. Dummerweise ist das dem Zielgericht nicht so recht aufgefallen, zumindest wunderte man sich ein paar dutzend Minuten nach meinem Zieleinlauf, wo ich denn wohl abgeblieben sei.

Nun ja, irgendwie bin ich noch zu einer Zeit gekommen. Mit 25:03min war das von Markus gesteckte Ziel - unter 25min - knapp verfehlt, aber für Platz 4 reichte es.

Hatte ich schon erwähnt, dass der Bundestrainer nun wirklich keinen Spaß versteht?

Denn am Sonntag dürfen die Sportler nicht etwa nach Hause an den Adventskranz, sondern werden entsprechend des Ergebnisses am Samstag in größere Boote gesteckt - in unserem Falle in den Doppelzweier.

Entsprechend des Ergebnisses am Samstag heißt normalerweise die erste mit der zweiten, die dritte mit der vierten, usw. Dabei wird noch nach dem Alter der Sportlerinnen getrennt (U23 und Alteisen), und es kann begründet auch von der Reihenfolge abgewichen werden. So ein Grund ist z.B, wenn zwei Sportlerinnen aus dem gleichen Verein sehr dicht beieinander sind, sagen wir mal auf Platz 2 und Platz 5. In diesem Falle würden dann Platz 1 und 3 zusammen ins Boot steigen. Für Platz 4 bliebe dann theoretisch Rang 6 als Koalitionspartner übrig, wäre die Dame nicht leider noch im U23-Bereich angesiedelt, genauso wie die Platzierungen 7 bis 9.

Nun ja, so landete ich also mit der Ranglistenzehnten Katja Rügner aus Essen zusammen im Boot. Klingt wie dumm gelaufen. Nun ist Katja aber eine von den Sportlerinnen, die alles können, wenn nur jemand davor sitzt und das vormacht.

Nachdem die ersten paar Schläge noch nie meine Stärke waren, sind wir auch im Zweier ein bisschen chaotisch losgefahren, haben uns dann aber gefangen und den Fuß auf dem Gaspedal gelassen. Sogar einen Endspurt haben wir noch geschafft. Ich, weil ich wusste, dass Katja ziehen würde,  wenn ich nur die Frequenz oben behalte, und Katja, weil sie dachte "Mist, Judith kann noch, da kann ich jetzt auch nicht schlappmachen."

Am Ende waren wir sogar vor dem - vermeintlich schnelleren - Vereinsboot aus Frankfurt. Für mich bedeutet das wieder ein Adventswochenende weniger, denn mitte Dezember darf ich aufgrund des guten Ergebnisses zum Lehrgang nach Saarbrücken. Darauf einen heißen Kakao!



Arbeitseinsatz

Zwei mal im Jahr heißt es: Anpacken im RC Süderelbe!
Damit uns bei Sturmflut nicht das komplette Inventar wegschwimmt, muss jetzt im Herbst alles, was sonst auf unter Schulterhöhe in der Halle liegt ins Obergeschoss verfrachtet werden.

Bei der Gelegenheit kann man dann auch gleich die Bootshalle aufräumen und putzen.











Weil im Verein aber ganz viele Mitglieder sind, und (fast) alle da sind, kann man sich auch noch mit allerlei anderen Dingen beschäftigen. Zum Beispiel eine Kunstinstallation mit weißer Folie und viel Klebeband im Flur veranstalten.

Oder die Schätze im Pokalschrank abstauben. Der älteste Vertreter stammte von 1896, der Originellste kam in Form eines Cocktailshakers daher.
Außerdem wurde mithilfe einer statistisch ausreichenden Anzahl von Beobachtern verifiziert, dass die Beleuchtung am Anhänger funktioniert.
Ach ja, der neue Katamaran schwimmt jetzt auch.

Wer hätte gedacht, dass arbeiten so viel Spaß machen kann?

 

Judith trainiert... im Messboot

Über Analysemethoden kann man sich trefflich streiten. Manche glauben, die totale Vermessung des Sportlers sei der Schlüssel zum Erfolg, andere denken, dass man die Zeit, die für aufwändige Messungen draufgeht viel besser zum Trainieren nutzen könnte.
Na ja, Versuch macht kluch, wie man so schön sagt. Und diese Woche ist sowieso die FES aus Berlin in Hamburg, also haben wir beschlossen, einmal Messboot zu fahren.

Wenn euch das Boot auf den Fotos bekannt vorkommt, dann liegt das daran, dass das Messboot kein besonderes Boot ist. Viel mehr ist mein Boot von der FES mit etlichen Sensoren, einigen dutzend Metern Kabel und einer riesigen Antenne ausstaffiert worden. Damit kann dann sehr viel gemessen werden:
Zunächst, wie lang mein Schlag ist. Das wird zum einen über den Weg des Rollsitzes gemessen und zum anderen über den Aus- und Rücklagewinkel an der Dolle. An den Skulls sind außerdem Dehnmessstreifen angebracht, die messen wie viel des Blattweges tatsächlich im Wasser stattfindet und ob ich auf beiden Seiten gleich stark ziehe. Außerdem sind auch unter meinem Stemmbrett Drucksensoren eingebaut worden. Zu guter letzt wird auch die Beschleunigung des Bootes gemessen. 

An dieser Stelle kommt dann die Antenne ins Spiel, die alle Messdaten live an den Messtechniker im Motorboot sendet.

Beschleunigung und Geschwindigkeit meines Bootes bei unterschiedlichen Schlagzahlen
Zwei Tage  später kommt dann eine Mail mit den Ergebnissen. Ein paar Seiten Diagramme, bei denen ich mir teilweise vorstellen kann, was sie bedeuten sollen, teilweise aber auch nicht. Dazu die Kommentare des Messtechnikers:

"Schlagweite im Bereich von 99-96° auf stb und 96-93° auf bb, entspricht noch nicht der Orientierung, Vorlagewinkel zu gering, Länge im Endzug reduziert sich mit der SF"

"Mittelzugbetonter Schlag mit geringer Kraftwirkung und ungenügendem Ausziehen des Schlages im Endzug, aber insgesamt guter Vortriebsbildung"

Er hätte auch schreiben können: "Rudert komisch, kommt aber erstaunlicherweise trotzdem vorwärts"

Markus ist der Meinung, dass der Mensch zwar viel Ahnung von den Kurven hat, aber eher wenig von der Rudertechnik. Er entschließt sich deshalb, nochmal unseren Landestrainer zu fragen. Ich bin gespannt, welche Diagnose der stellt.
Svenja interpretiert (aus den Kurven): "Na ja, dass ist doch das, was Markus dir schon immer im Training sagt."  Mein Fazit: Über den Sinn und Unsinn von Diagnosemethoden werden wir wohl noch ein wenig weiterstreiten.





Bilder von den Norddeutschen Meisterschaften

Vergangenes Wochenende hatte ich mal wieder das große Los gezogen: Norrdeutsche Meisterschaften. Natürlich fand der Leichtgewichtseiner Samstag abends um halb 6 statt, und genauso selbstverständlich durfte ich auch am Sonntag morgen um 8 wieder zum Vorlauf antreten, und selbstverständlich konnte ich mir auch das vorletzte Rennen am selben Tag nicht nehmen lassen...

Samstag

Irene und Svenja werden 7. im Doppelzweier





Für Lea gibt es endlich eine Medallie im Juniorinneneiner
Bis ich dann endlich dran war, war leider der Kameraakku leer. Gewonnen habe ich den Leichtgewichts-Einer trotzdem.

Sonntag

Der Sonntag war mit 6 Läufen eine echte Härteprobe für mich. Im Einer und im Vierer mussten jeweils Vor- Hoffnungs- und Finallauf bestritten werden. Dazu gabs noch kräftig Gegenwind, so dass man auch richtig viel vom Rennen hatte...
Auf dem Weg zum Start
Zweiter Platz für mich im Fraueneiner































Ohne high five und Maskottchen geht hier gar nichts.




























 
Am Ende wirds Platz 6 im Doppelvierer
 

Alles auf Anfang

Es geht wieder in die Vollen. Ab diese Woche heißt es wieder trainieren. 1000 Minuten in der Woche. Mindestens.

Ich starte ambitioniert, schon am Montag habe ich fast soviel trainiert wie in der Woche vorher. Es geht gleich mit den hässlichen Sachen los: Ergometer und Krafgymnastik. Am Dienstag Hypertrophie. Ich war ja immer der Meinung gewesen, dass ich beim Krafttraining keine Muskeln aufbaue. Offensichtlich habe ich in den vier Monaten ohne aber welche abgebaut.

Damit ich auch merke, dass ich wieder voll dabei bin werde ich dann auch am Samstag abend gleich von der Dopingkontrolleurin besucht. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt, aber just nach dem Spanienaufenthalt soll ich auf EPO kontrolliert werden...

Als ich im Bett liege stelle ich fest, dass nicht einmal mehr umdrehen ohne Schmerzen geht. Der Muskelkater wird wohl wieder mein ständiger Begleiter.

Bilanz am Ende der ersten Trainingswoche: 1315 Minuten, 93,5 geruderte Kilometer, 3 Blasen an den Händen und ein ausgewachsener Muskeltiger.





Intermezzo in Hamburg

Als wir über Hamburgs Norden anfliegen, merke ich das erste mal, wie grün meine Heimatstadt ist. Verglichen zu Madrid stehen die Häuser hier echt im Wald. Eine halbe Stunde später hole ich mein unversehrtes Fahrrad vom Sperrgepäckschalter ab, schließe Johannes das erste mal seit 3 Monaten wieder in die Arme und mache mich auf den Weg nach Hause. Dort heißt es dann erstmal feiern: Svenja hat Geburtstag. Das gute daran ist, dass viele Ruderer da sind und ich entsprechend schnell auf den neuesten Stand gebracht bin: seit ein paar Tagen ist der RCS dank einer großzügigen Spende unserers Vereinskameraden Paul und weiterer Unterstützung der Bootsbau Berlin GmbH  und SC Consult stolzer Besitzer eines hübschen roten Doppelvierers.

Am Sonntag morgen klingelt das Telefon. "Willkommen zurück! Kannst du heute mit in den Vierer steigen? Wir haben einen Ausfall." Willkommen zurück.

Und so sitze ich am Sonntag Nachmittag bei Nieselregen im Vierer und fahre gleich mal die Vorbelastung für die europäische Studentenmeisterschaft mit. Ich überlebe knapp :-P

Am Dienstag setze ich mich nochmal mit rein, dieses mal auf der Alster. Die 2,5km-Strecke kommt mir beinahe lang vor nach dem Manzanares. Am Donnerstag stechen die Mädels dann los nach Poznan. Ich gehe stattdessen meine Eltern besuchen.

Liebe Svenja, Irene, Kaja und Maria: Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg!



Eine Woche voller Abschiede

Plötzlich ist es nur noch eine Woche. Am Sonntag fange ich an, Dinge das letzte mal zu tun. Als ich die Sonne über der Sierra de Guadarrama aufgehen sehe, und als ich drei Stunden später das letzte mal in Valmayor anlege, wird mir bewusst, dass es jetzt aufs Ende zugeht.

Die Thesis ist noch immer nicht fertig, bis Donnerstag sitze ich jeden Nachmittag zu Hause und schreibe. Wenn nach einigen Stunden der Kopf dann endgültig leer ist, und mich nichts mehr auf dem Stuhl hält, gehe ich schwimmen. Und schwimme so schnell und so lang bis meine Nachbarn sagen, sie werden schon vom zuschauen völlig ausgepowert. Am Mittwoch regnet es, und Christian lässt mich nicht ins Wasser. Ich gehe abends um halb neun bei Gewitter joggen. Es nieselt. Ich genieße jeden Tropfen. Ich jogge schneller als ich gewohnt bin. Egal, der Kopf soll frei werden.

Ich arbeite wie eine Maschine, probiere noch möglichst viel aus, dass das Projekt noch fertig wird. Paco testet meine Macros. Er macht zuverlässig alle Fehler, die man machen kann.

Am Donnerstag fahre ich das letzte mal an den Manzanares. Diesen Monat ist Wasser drin, ich kann die ganzen 1100m nutzen. Aber ich habe noch Muskelkater vom joggen. Ich verabschiede mich von Lorena und bedauere, dass Félix nicht da ist. Weiter gehts. Abschiedskuchen backen. Rechtschreibfehler suchen. Ein letztes Mal kompilieren. Punkt.

 Freitag. Ich bin unendlich langsam. Traurig. Mir tut alles weh. Die Thesis ist zur Druckerei geschickt. Wir kopieren die 93GB an Daten, die ich in den letzten 13 Wochen fabriziert habe. Feedback. Ich möchte nicht gehen, Paco möchte nicht, dass ich gehe. Nutzlos.

Eine unglaublich intensive und schöne Zeit geht zu Ende. Eine Zeit in der ich viele Menschen kennengelernt habe. Menschen, die mich mit offenen Armen empfangen habe, denen man anmerkt, dass sie mich wertschätzen.

"Si quieres volver, tienes casa aquí." Um alle Einladungen zu nutzen, muss ich wohl öfters wiederkommen.

Morgen geht der Flieger zurück nach Hamburg. Zwei Wochen Urlaub, und dann? Ein konkretes Stellenangebot habe ich noch nicht. Es bleibt die Hoffnung. Und die Erinnerung an einen wundervollen Sommer.

Adiós, Madrid!



Judith trainiert... gegen das Sommerloch

Airbus Operations S.L, 7 Uhr. Seit einer Woche muss ich mich morgens nicht mehr zwischen all den Bussen durchschlängeln, die die knapp 3000-Köpfige Belegschaft zur Arbeit bringen. Im Büro angekommen muss ich erstmal das Licht anmachen, die anderen beiden Übriggebliebenen kommen ein paar Minuten später.
Es ist Urlaubszeit in Madrid.
Nachmittags geht es nicht wie gewohnt an den Rio Manzanares, denn auch Félix ist an die Küste gefahren und das Bootshaus bleibt geschlossen.
Zum Rudern bleibt mir entsprechend nur der Stausee in Valmayor, wo ich nun glegentlich auch unter der Woche hinfahre.
Ansonsten nutze ich die Zeit am Nachmittag, um mich dem nervigen Teil meiner Arbeit zu widmen: Neben der praktischen Forschung muss ja auch noch eine Thesis verfasst werden. In meinem Hirn hat sich inzwischen ein großes Knäuel mitenander vernezter Informationen in drei Sprachen gebildet. Die Kunst ist jetzt, den ganzen Krempel geordnet und auf Englisch zu Papier zu bekommen.
Die am besten geeignete Form für die Thesis wäre meiner Meinung nach ja eine begehbare Kunstinstallation, oder eines dieser Abenteuerbücher (wenn du wissen möchtest, warum dieser Ansatz nicht funktioniert hat, lies weiter auf Seite 17. Möchtest du stattdessen wissen, was wir noch alles ausprobiert haben, lies weiter auf Seite 25.) Leider stehen diese Optionen von Seiten der Hochschule nicht zur Debatte.

Um mich ein bisschen aufzumuntern, schaue ich gelegentlich, was die anderen so tun: Konstantin, den ich noch von der U23-WM letztes Jahr kenne, und sein Zweierpartner Lars starten Ende August bei der WM in Südkorea. Die beiden sind gerade fleißig dabei likes und follower zu sammeln. Ich drücke jedenfalls alle verfügbaren Daumen!

Judith trainiert... mit Berta

Berta hat in mir ein Vorbild und ich in ihr eine sehr nette und für ihr zartes Alter sehr reife umd entschlossene Freundin gefunden. Neulich waren wir zusammen im Doppelzweier draußen. Sie hat sich sehr darüber gefreut, kritisiert zu werden. Ihre Trainer sagen ihr viel zu oft, dass sie doch super rudert und sie meint, sie weiß, dass dem nicht so ist, hat aber keine Idee, wie sie das ändern soll. Ich glaube, aus dem Mädel kann was werden. Der Sportsgeist ist jedenfalls da.
Trikots haben wir selbstverständlich auch getauscht. Deutschland-Langarmshirt gegen Einteiler des Retiro-Clubs. Ich habe noch nie so gerne ein Trikot hergegeben. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu wissen, dass man andere Menschen in ihrem Vorankommen inspiriert und umterstützen kann.


Madrid se mete en la yola.

Neben der Art zu Rudern, wie wir sie aus Deutschland kennen, die hier in Spanien auch als Remo Olímpico bekannt ist, werden in Spanien auch noch zwei andere Ruderarten praktiziert: insbesondere im Baskenland ist das Festsitzrudern (Remo con banco fijo) sehr weit verbreitet.



Hier in Madrid geht es für die Sportler nach der spanischen Meisterschaft in die Yola (auf Englisch Inrigger). Das sind Riemenboote mit beweglichem Sitz, die so breit sind, dass sie nur minimal kleine Ausleger haben. Die zwei, vier, oder acht Ruderer sitzen leicht versetzt, aber immernoch hintereinander im Boot. Die Rennen in den Yolas sind mehrere tausend Meter lang, werden aber auf 250-500m langen Strecken ausgetragen. Damit kommt dem Steuermann eine wesentlich entscheidendere Rolle zu als bei den meist schnurgeraden Strecken des olympischen Ruderns. Viele Rennen, so hat man mir erzählt, werden in dieser Bootsklasse an den Wenden entschieden. Trainingstechnisch sind in diesem Fall dann wohl auch unsere madrillenischen Pfützen- und Tümpelruderer stark im Vorteil :-P




Aficcionados oder: Anglotzen, Anmachen, Anfeuern

Man sagt ja, der Spanier an sich sei etwas extrovertierter als der Durchschnittsdeutsche. Erschwerend kommt hinzu, dass mein aktuelles Ruderrevier quer durch den Parque Madrid Río verläuft.  Da das der Ort ist, wo sich bei hohen Temperaturen (diese Woche haben wir nur noch 34°) noch ein Lüftchen regt, ist entsprechend Betrieb an den Nachmittagen. Von jeder der 4 Brücken auf der 800m-Ruderstrecke kann man sich also Kommentare anhören.

Winkende Kinder, das obligatorische "hey, guapa!" oder auch die Frage, wo man so ein "Kanu" ausleihen kann. Mit meinen wachsenden Spanischkenntnissen verstehe ich leider inzwischen auch ziemlich viel. Außerdem bin ich ein beliebtes Fotomotiv. Heute habe ich mich an den Wenden mit einer Gruppe halbstarker unterhalten, denen mein USA-Einteiler aufgefallen war und die ganz überrascht waren, dass ich Spanisch spreche und aus Hamburg komme...

Geduscht habe ich auch, erst mit Cola (ja, auch hier gibt es unheimlich coole Kinder) und später auch mit Wasser (Felix hat mein Boot geputzt, und da er den Schlauch schon in der Hand hatte, hat er nochmal eben bei mir weitergemacht :-P)

Judith trainiert.... auf dem Embalse de Valmayor


Vor ein paar Wochen hatte ich hier versprochen, nochmal ein paar Bilder aus Valmayor zu posten. Leider ist meine Kamera inzwischen gestorben, aber zu meiner Rettung haben mich meine Eltern letztes Wochenende hier besucht und mein Papa konnte es sich natürlich nicht nehmen lassen, ein paar Fotos von seinem Lieblingstöchterchen zu machen.

Schade, dass ich hier fast nur am Wochenende bin - während uns am Manzanares so langsam das Wasser wegtrocknet, ist es hier noch vergleichsweise kühl. Trotzdem vernichte ich hier auch einen Liter Wasser während des Trainings und einen hinterher.



Das hier ist übrigens Volker. Und wie man sieht gibt es hier auch Vorwärtsfahrer. (Und natürlich auch Segler und Surfer. Nur schwimmen darf man im See nicht.)







Das sind übrigens ganz besondere Fotos: mit Ton! Hört ihr, wie schön leise das da oben in der Sierra ist?

Félix hat sich auch schon ganz fleißig als Fotograf betätigt. Das Ergebnis findet ihr auf der Facebookseite von RemoMadridRio.

Regattabericht: Campeonato Autonómico (Categorias Superiores)

Für die spanischen Meisterschaften muss man sich auf regionaler Ebene qualifizieren. Das mag in Andalusien durchaus Sinn machen, in Madrid muss man dann halt mal eine Belastung abliefern. Gegner sind in Zentralspanien leider eine ausgestorbene Spezies.

Das ganze heißt dann Campeonato Autonómico und hat diesen Sonntag auf dem Embalse Valmayor und am Río Manzanares stattgefunden, um sich die Bootstransporte zu sparen.

In Valmayor gab es zwei Rennen, an einem durfte ich zum Spaß auch teilnehmen. Gegen mich traten auf der 1500m-Strecke unsere B-Juniorin Roberta im Einer und ein Masters-Männerachter an. Ausnahmsweise war der See mal nicht völlig plattgebügelt, die steife Brise produzierte ordentlich Wellen.

Nachdem die Boote halbwegs ausgerichtet waren, kam das Startsignal vom Achter-Schlagmann und alle 3 Boote setzten sich in Bewegung. Im Laufe des Rennens wurde mir dann bewusst, warum Volker mich das erste Mal als ich in Valmayor war nicht ins Rennboot setzen wollte: so ein Holzboot sammelt ziemlich Wasser.

Bis zur Streckenhälfte lag ich gleichauf mit dem Achter, der dann Ruder halt machte, um auf Roberta zu warten. ich wusste nicht so richtig, wo das Ziel ist und bin einfach mal fröhlich weitergekachelt, bis Volker im Motorboot auf mich zukam und meinte, ich soll mal lieber aufhören, er hat Angst, dass ich mit dem Boot absaufe. Nach einer kurzen Beratschlagung war er dann einverstanden, dass ich noch die restlichen 250m bis zum Ziel fahre, das ich dann auch ungefähr eine Minute vor den anderen erreicht habe.

Dann schnell zurück zum Anleger und mit vereinten Kräften das Boot umdrehen. Es kam mehr Wasser rausgeflossen als meiner Schätzung nach in so ein Boot reinpasst. Anschließend gabs noch Medallien für alle. Diesen und die folgenden Tage musste ich mir noch öfters die Geschichte anhören "wie die Judith im sinkenden Boot die Regatta gewonnen hat." Ich arbeite an meinem Mythos....

Judith trainiert... auf dem Río Manzanares

Von Félix, der zusammen mit Lorena das Bootshaus am Rio Manzanares betreut, lerne ich eine Menge neue spanische Begriffe. Am Dienstag war ich recht früh dran und vor ihm am Bootshaus. "Tienes mono? Sabes que es un mono?" Na ja, mono heißt Affe, aber das konnte hier ja nicht gemeint sein. Er hat mich dann aufgeklärt, dass der Affe in dem Fall Entzugserscheinungen sind. Dann haben wir versucht, den Winkel (=la caída) von meinen Dollen vernünftig einzustellen. Dazu fix el nivel gesucht, damit das Boot auch grade liegt. Schnell war klar, dass wir das nur mit den Inserts nicht schaffen werden, da müssen wir mit dem llave Manuela dran. Wobei ihm der deutsche Name, die große Wahrheit, auch ganz gut gefallen hat. So, noch schnell den tapón (= Luftkastendeckel) zu, und dann mal fix 12 Runden rudern.

Seine Söhne - meiner Meinung nach mit Abstand die besten Ruderer Madrids - konnten nicht an sich halten. Nachdem Volker Félix erklärt hatte, dass ich Welmeisterin bin, waren flugs sämtliche Ruderer Madrids per Twitter auf den Stand gebracht.

Gesprächsthema war ich vorher schon - zugegeben, es ist schon auch seltsam, nach dem Rudern die Rollbahnen zu putzen, oder?

Mit Lorena, Félix, den Zwillingen und Roberta, die mit mir zusammen in Valmayor trainiert, verstehe ich mich jeden Fall ausgesprochen gut. So langsam kommt das Gefühl von Verein auf: Ein Ort, wo alle gemeinsam und mit Elan an einer Sache arbeiten, sei es die nächste Regatta oder das Einstellen der Skulls auf die gewünschte Länge. Das Sportlerzuhause.


Judith trainiert... en la piscina

Das schöne daran, in einem spanischen Riesenwohnblock zu wohnen? Das Schwimmbad! Unseres ist 20m lang, und wenn Madrid und Hamburg mal wieder das Wetter getauscht haben ganz leer. So wie heute: Ich war das erste mal da und hatte gleich das ganze Becken inklusive des extrem netten und attraktiven Rettungsschwimmers für mich. Er hat mir erzählt, dass ich auch die einzige an dem Tag war. Ich glaube, seinen Job möchte ich nicht haben. Lange habe ich es leider auch nicht ausgehalten - das Wasser ist erst letzte Woche eingelassen worden und noch entsprechend kalt. Aber ich komme bestimmt nochmal wieder!

Judith trainiert... auch in Madrid!

Hallo Sportsfreunde,
Seit anfang Juni bin ich nun in Madrid, um meine Bachelorthesis zu schreiben. Und ich habe festgestellt: Joggen ist doof. Der Park in Getafe ist zwar so groß, dass man locker eine Stunde laufen kann, ohne einen Weg zweimal zu benutzen, aber man wird aufgrund der spärlichen Vegetation in der Zwischenzeit auch kross durchgebraten. (Ich habe es tatsächlcih geschafft, trotz LSF 50 Sonnenbrand im Gesicht zu bekommen. Meine Kollegen haben mich ausgelacht.)

Lange habe ich es hier also nicht ohne meinen Lieblingssport ausgehalten. Ich habe mich im Internet beim madrilenischen Ruderverband schlau gemacht und herausgefunden, dass es am Río Manzanares ein Bootshaus gibt. Wo das genau ist schreiben sie leider nicht dazu...

Weil ich am Dienstag sowieso nach Madrid musste um meinen Mietvertrag zu unterschreiben, habe ich die Gelegenheit gleich genutzt und bin an den Fluss gefahren um das Bootshaus zu suchen.
Der Manzanares ist definitiv ein wunderschöner Fluss. Ziemlich schmal, mit vielen Staustufen, zum Rudern sollte es aber allemal reichen.
Rings um den Fluss erstreckt sich der kilometerlange "Parque Río de Madrid", wo sich abends gefühlt die halbe Einwohnerschaft der Metropole aufhält.

Leider war aber weit und breit kein Anleger in sicht, so dass ich schließlich unverrichteter Dinge wieder den geordneten Rückzug angetreten habe.

Am Samstag habe ich dann nochmal gegoogelt, mein Sonntagsspanisch rausgeholt und den Club de Remo Olímpico Sierra de Madrid (Remosierra) angeschrieben, um zu fragen, ob sie wissen, ob es wohl irgendwo in Madrid eine Trainingsgruppe gibt. Die Antwort kam prompt - und in fehlerfreiem deutsch! Einer der Mitbegründer des Clubs hört auf den typisch spanischen Namen Volker und kommt ursprünglich aus Düsseldorf.

Nach einigem hin und her haben wir dann entschieden, dass ich am Sonntag morgen einfach mal bei Remosierra vorbeikomme, eine Runde rudern gehe und wir dann nochmal in Ruhe reden.

Das bedeutete für mich erstmal ganz früh aufstehen - mit den Cercanías (das ist das spanische Pendant zur S-Bahn) war ich fast zwei Stunden unterwegs. Und wir mussten pünktlich um 9 da sein, um auf das Gelände zu kommen. Ein Wachmann hakt gewissenhaft jeden Ruderer auf einer Liste ab, dann wird das Tor wieder geschlossen, bis um 11 auch die anderen Sportler kommen. Gerudert wird auf dem Embalse de Valmayor, einem ungefähr 7km langen Trinkwasserspeicher in der Sierra de Guadarrama. Das Clubgelände teilt sich der 23-Mitglieder-Verein mit Seglern, Surfern und Kanuten, im Bootshaus liegt hauptsächlich Material des madrilenischen Ruderverbandes.

Weil es an dem Tag relativ windig war, wollte Volker mich noch nicht ins Skiff setzen und hat mich stattdessen im Gig-Einer losgeschickt. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, auch wenn sich meine Beine anschließend angefühlt haben, als hätte man sie durch den Entsafter gedrückt.

Volker hat mir dann auch erklärt, wo das Bootshaus am Río Manzanares ist. Ich war einfach viel zu weit nördlich gewesen. Tatsächlich gibt es von mir zu Hause einen Bus, der mich in einer halben Stunde zum Bootshaus bringt.


Dort habe ich mich dann mit Lorena unterhalten, die das Bootshaus betreut. Sie wird mir von einem anderen Ruderverein ein Boot organisieren, mit dem ich unter der Woche auf dem Fluss rudern kann. Am Wochenende werde ich weiterhin nach Valmayor fahren, denn der Flussabschnitt auf dem gerudert wird ist nur knapp 800m lang befahrbar, und ich habe ein bisschen Angst, da einen Drehwurm zu bekommen. Und der Embalse de Valmayor macht mit seiner Bergkulisse und dem glatten, blauen Wasser einfach süchtig.... Ich reiche bei Gelegenheit noch Bilder nach, bisher bin ich noch nicht dazugekommen, welche zu machen.

Dieses Wochenende war ich dann auch beide Tage dort.  Endlich konnte ich auch Skiff fahren. Volker war so nett, mir sein eigenes Boot zur Verfügung zu stellen, einen ungefähr 40 Jahre alten Stämpfli-Einer. Ein echtes Möbel, Wohlfühlgeschwindigkeit ungefähr Schlagzahl 19, aber perfekt eingestellt. Volker scheut auch keine Kosten und Mühen und möchte mir für das Boot auch noch neue Rollbahnen besorgen. Das Hinkommen hat sich dank eines Vereinskollegen deutlich vereinfacht. Jetzt muss ich nur noch 15min Metro fahren und werde dann bequem bis zum Club chauffiert.



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